Lecce und der „Heimat“-Faktor: ein Trend, der sich umkehren wird.

Nach dem Heimspiel gegen Verona bleibt das Unentschieden von Lecce bitter. Wie schon gegen Sassuolo, ebenfalls an der „Via del Mare“, war es angesichts der Leistungen beider Mannschaften ein zu knappes Ergebnis für die Salento-Mannschaft. In ähnlichen Spielen steht Eusebio Di Francescos Team vor demselben Problem: Es will einfach nicht treffen. Ein genauerer Blick auf die Tabelle, insbesondere auf die erzielten und kassierten Tore, zeigt jedoch, dass die Torflaute in den ersten elf Spieltagen ein Problem aller Mannschaften zwischen Platz 14 und 20 ist, die gegen den Abstieg kämpfen. Dazu gehört bisher auch die Fiorentina, die aufgrund ihrer Tradition und der technischen Qualität ihres Kaders mittelfristig als sicherer Kandidat für den Klassenerhalt gilt.
Nach gut einem Viertel der Meisterschaft belegt Lecce mit 10 Punkten (Durchschnitt 0,91, Hochrechnung 34,58 nach 38 Spieltagen) den 15. Platz, punktgleich mit Cagliari, die vor ihnen liegen. Cagliari gewann das direkte Duell an der „Via del Mare“ und weist die etwas bessere Tordifferenz auf (-5 zu -6). Kurz gesagt: Wladimiro Falcone und seine Mannschaft erfüllen die Erwartungen an ein Team, das mit dem Ziel des Klassenerhalts aufgebaut wurde und von Beginn des Turniers an damit rechnete, bis zum Schluss kämpfen zu müssen.
Aktuell kann man das Glas also als halb voll betrachten. Erstens, weil Lecce fünf Mannschaften hinter sich hat. Zweitens, weil die Giallorossi seit dem knappen 2:2-Unentschieden gegen Bologna – abgesehen von der desaströsen ersten Halbzeit in Udine – in der Defensivphase eine große Stabilität bewiesen und kaum Chancen zugelassen haben. Darunter auch nicht die italienischen Meister von Neapel, die an der „Via del Mare“ nur knapp eine gute Gelegenheit vergaben. Das heißt aber nicht, dass sie sich zurücklehnen können.
Abwehr und Mittelfeld scheinen sich stabilisiert zu haben. Die beiden „Bulldoggen“ Ylber Ramadani und Lassana Coulibaly sichern die Defensive ab und teilen sich die Aufgaben im Spielaufbau, während Medon Berisha je nach Ballbesitz oder Abwehr der gegnerischen Angriffe zwischen Angriff und Mittelfeld wechselt. Im Angriff, auf den letzten zwanzig Metern, fehlt es an Effektivität: an der richtigen Entscheidung beim letzten Pass, an der Präzision im Abschluss, an der Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt für den Schuss zu erwischen und an der Fähigkeit, wirklich gefährliche Flanken zu schlagen. In dieser Hinsicht hat Di Francesco Recht, wenn er betont, dass er nur so weitermachen kann wie bisher. Den Rest, nämlich den Qualitätssprung im Abschluss, müssen die Spieler selbst erreichen.
Es scheint kein Zufall zu sein, dass Lecce auswärts sieben und zu Hause nur drei Punkte geholt hat. In direkten Duellen betrachten Gastmannschaften oft selbst einen kleinen Punktgewinn als Erfolg und agieren defensiv, lassen kaum Raum für den Gegner und erschweren so die Aufgabe einer Offensive, der es an Präzision und Durchschlagskraft mangelt.
Andererseits haben dieselben instabilen Teams, wenn sie innerhalb der eigenen Reihen antreten, eine größere Verpflichtung, sich zu behaupten und sind gezwungen, zumindest ein wenig von sich preiszugeben.
Nikola Stulic verdient eine gesonderte Erwähnung. Leider tut sich der Serbe schwer, sich an den italienischen Fußball und die anspruchsvolle Serie A anzupassen. Er erhält kaum Torchancen und besitzt nicht die Eigenschaften eines Nikola Krstović, der wusste, wie man „allein geht“ und sich mit allen Mitteln durchsetzt, um zum Torschuss zu kommen. Hoffentlich gelingt ihm bald ein glücklicher Zufall, der ihm den entscheidenden Anstoß gibt, ähnlich wie bei Pedro Pablo Pasculli in der Saison 1985/86. Dieser blieb im Hinspiel torlos und avancierte nach seinem Treffer am ersten Spieltag des Rückspiels zu einem der erfolgreichsten Torschützen in der Geschichte von Lecce.
La Gazzetta del Mezzogiorno



